Ein persönlicher Kommentar.
Es ist nun also tatsächlich passiert. Großbritannien ist als erstes und (bisher) einziges Land aus der Europäischen Union ausgetreten. Und zwar nicht, weil das ein autoritärer Staatschef so beschlossen hat, sondern weil die Bevölkerung dafür gestimmt hat.
Gut, die Briten waren schon immer etwas eigen, halten einerseits an ihrem Linksverkehr, an ihrer Maßeinheit von „inches“, „feet“ und „ounces“ sowie an ihrer Pfund-Währung fest – und genießen es andererseits, ohne komplizierte Pass-Kontrollen am Flughafen nach Ibiza oder Mallorca zu fliegen und dort mit anderen Ballermann-Touristen zu einer einheitlichen, sonnenverbrannten Masse zu verschmelzen.
Doch nun fordert das britische Volk seine „Souveränität“ , mehr Selbstbestimmung in der Politik und mehr Unabhängig vom Europaparlament.
Das fordern auch all die europafeindlichen, meist (rechts-)populistischen Parteien und Politiker wie Nigel Farage, Marine Le Pen oder Victor Orban: Sie werfen der europäischen Regierung in Brüssel vor, intransparente Entscheidungen zu treffen, nicht auf die Bedürfnisse der einzelnen Nationen einzugehen und, vor allem, der Wirtschaft unterworfen zu sein.
Rekapituliert man nochmal die Diskussionen und Spekulationen vor dem britischen Referendum vom 23. Juni, so scheint sich letzteres fast zu bestätigen: Überall wurde nur vor den „wirtschaftlichen Konsequenzen“ eines Brexit, vor den „katastrophalen Folgen an den Börsenmärkten und der Weltwirtschaft“ gewarnt. Auch David Camerons Hauptargument, für den Verbleib in der EU zu stimmen, bezog sich auf die wirtschaftliche Entwicklung in Großbritannien.
Kaum einer argumentierte mit den europäischen Werten des „Gemeinsam sind wir stark“, einer integrativen, friedens- und konsensorientierten Solidargemeinschaft. Weiterlesen „Europa, lass Dich vom Brexit wachrütteln!“